Cleptomanicx - ist das nachhaltig?
Wir haben die Faire Woche als Inspiration genommen, um uns mit einem Brand zu unterhalten, das neu bei uns ist.
Bei Yuu Kollektiv bieten wir nur nachhaltige, faire Kleidung und Accessoires an. Da fragen sich die ein oder anderen Kund:innen bei uns, wie Cleptomanicx als Skateboard- und Streetwear-Brand da reinpasst.
Darüber haben wir mit Gillian gesprochen, die bei Clepto seit mehreren Jahren für viele Themen im Hintergrund der Produktion zuständig ist. Wir haben sie gefragt, was es für ein kleines Label bedeutet, wenn es sich auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit befindet und was die Motivation dafür ist.
Ausschlaggebend um eine Marke bei uns aufzunehmen, sind für uns vor allem nachhaltigere Materialien und faire Arbeitsbedingungen in der Produktion (mehr dazu könnt ihr auch auf unserer Website unter Mindset finden). Alles, was wir von Clepto aufgenommen haben, ist entweder aus Bio-Baumwolle, Leinen oder aus recycelten Materialien.
Zwischen 2017 und 2018 wurde bei Clepto die komplette Portugal-Produktion, sofern sie aus Baumwolle ist, auf 100% Bio-Baumwolle umgestellt. Als Grund nennt Gillian hier unter anderem die „ökologische Vollkatastrophe“, die konventioneller Baumwollanbau ist.
Weiterhin sagt sie: „Wenn man sich die Einkaufspreise beim Produzenten anguckt, sind das Cent-Beträge [Mehrkosten für Bio-Baumwolle anstelle von konventioneller Baumwolle]. Und dann haben wir auch gesagt, wenn wir da anfangen zu sparen, haben wir es glaube ich nicht so ganz verstanden.“ Der Preis-Unterschied fällt also nicht so groß aus, wie man vielleicht denken könnte. Wenige Cents, die den Umsatz schmälern, aber einen enormen Unterschied für die Menschen und die Natur in Zusammenhang mit dem Baumwollanbau machen. Gillian fügt noch hinzu, dass das Team darauf achtet, möglichst Mono-Materialien zu verwenden, um die Recyclingfähigkeit zu unterstützen.
Wie viele nachhaltige Brands setzt Clepto auf Produktion in Europa und stützt sich auf europäische Gesetze: „Durch den Produktionsstandort Portugal haben wir schon viele Punkte gesichert. Die Arbeitsbedingungen sind gut, die Überstunden werden kontrolliert und entsprechend bezahlt, wenn sie anfallen, und in der Produktion ist auch alles [was Chemikalien betrifft], gesichert, u.a. durch die REACH-Verordnung, die in der EU gilt.“ [REACH ist eine EU-Chemikalien-Verordnung - Mehr dazu findet ihr hier.]
Zu bedenken ist aber, dass „Made in EU“ kein Garant für gute Arbeitsbedingungen ist, wenn man nicht weiß, wie es wirklich vor Ort aussieht. Gerade in Ost-Europa sind Arbeitsbedingungen teilweise prekär und Mindestlöhne zu niedrig.
Cleptomanicx arbeitet seit über 20 Jahren mit ihren Produzent:innen in Portugal zusammen. „Da gibt es eine Vertrauensbasis“, so Gillian. Von Beginn an arbeitet das Brand mit einem Netzwerk aus verschiedenen Produzent:innen zusammen. Zwei Mal im Jahr, zum Kollektionsbeginn, werden Strickerei, Färberei und/oder Näherei persönlich besucht. Auch darüberhinaus ist man immer in Kontakt. Durch diese sehr lange, transparente Zusammenarbeit kann das Team auch ohne Zertifizierung sicherstellen, dass die eigene Kollektion unter sicheren und fairen Bedingungen hergestellt wird.
Um diese Hintergründe v.a. für Endkund:innen transparenter zu machen, sei eine Zertifizierung als Brand aber ein priorisiertes Ziel für die kommenden Jahre. Sicherlich erfülle man schon die meisten Kriterien und viel würde sich mit einer Zertifizierung wahrscheinlich gar nicht ändern, aber für Kund:innen sei es besser nachvollziehbar, wenn Produkte zertifiziert sind. Viele kleine nachhaltige Brands sind noch nicht zertifiziert. Sie verlassen sich auf die Vorzertifizierungen ihrer Lieferant:innen von Garnen, Stoffen und Zutaten und natürlich auf die transparenten Informationen aus der Näherei. Denn zu einem Zertifizierungsprozess werden große finanzielle und personelle Ressourcen benötigt, die viele kleine Brands nicht aufbringen können.
„Diese Zertifikate sind unheimlich teuer und was auch schwierig ist, ist der zusätzliche Workload, vor allem wenn man so ein kleines Team ist, wie wir. Wahrscheinlich erfüllen wir das meiste schon, aber man muss es ja nachweisen können“, so Gillian. Aktuell stehe die nachhaltige Textilbranche aufgrund diverser Skandale ohnehin sehr in der Kritik, fügt Gillian hinzu. Wenn es also um Vertrauen geht, müssen kleinere Brands sich anders beweisen, solange sie sich die Zertifizierung nicht leisten können.
Woher kommt die Motivation, sich als Firma zunehmend nachhaltiger auszurichten? Gillian sagt dazu: „Es hat vor allem mit unserem eigenen Anspruch zu tun. Wir haben gemerkt, wir können auch Jacken reinhängen, wenn die modern und Streetwear sind, dann funktionieren die, auch ohne Nachhaltigkeitsaspekt, da geht es vorrangig um den Preis. Das wissen wir, das ist aber nicht unser Anspruch.“
Das Team von Clepto will seinen Weg zu mehr Nachhaltigkeit weitergehen. Zwei wichtige Aspekte sind für sie dabei auch die Qualität bzw. Langlebigkeit der Produkte und der individuelle Bezug der Kund:innen zum Produkt. Dies wird versucht, in dem sie z.B. durch Hangtags auf den Einsatz von Bio-Baumwolle hinweisen und auf ihrer Homepage einen Einblick in die Portugal Produktion geben. Denn zu bewusstem Konsum gehört, sich mit dem Produkt und dessen Auswirkungen auseinanderzusetzen, ebenso wie darauf zu achten, Kleidungsstücke so lange wie möglich zu nutzen und den Konsum zu reduzieren.
Wir sind gespannt und hoffen, dass sie den Weg in diese Richtung weitergehen und noch konsequenter in Sachen Materialien und Produktion werden. Denn leider können (und wollen) wir bisher nicht aus der gesamten Kollektion einkaufen, sofern z.B. Virgin Polyester- oder Polyamid-Fasern anstelle von recycelten Fasern verwendet werden.
Wie geht es euch mit dem Vertrauen in der Textilbranche?
Sind Siegel und Zertifikate für euch ausschlaggebend beim Kleidungskauf oder würdet ihr auch kleinere, unzertifizierte Marken (auf dem Weg der Zertifizierung) unterstützen?
Habt ihr sonst noch Fragen? Sprecht uns gerne an, wenn ihr euch unsicher über die Produktionsbedingungen oder über die ökologischen Auswirkungen eines Artikels seid.
Bis bald im Store
xoxo
Yuu Kollektiv